Rita Ernst: Castello di Bruscoli, 2004, Acryl auf Leinwand, 70x70 cmRita Ernst



Ausstellungsinformation


"Vanishing Structure", Malerei
03.03. - 05.05.2007

Die Ausstellung mit den Titel "Progetto Siciliano" - Paradiesgärten führt den Besucher mit der Schweizer Künstlerin, Rita Ernst, nach Italien. Ihr Leben ist seit Jahren eng mit dem Nachbarland verbunden. 1956 in Windisch geboren, zog es Rita Ernst immer wieder nach Italien, wo sie seit mehreren Jahre - mit Unterbrechungen - lebt und auch arbeitet. Es gehört ebenso zu ihrer Vita, seit 1987 Mitglied des "Instituto Svizzero di Roma" zu sein, wie 1996 in Trevi eine Museumsausstellung bestritten zu haben. Ihr erstes festes italienisches Atelier befand sich in Bewagna, in Umbrien. Dort, nach einer Naturkatastrophe Abschied nehmend, reiste die Künstlerin in den tiefen Süden Italiens, nach Sizilien, wo sie heute in Trapani ein Atelier unterhält. Lebensumbrüche lassen sich nicht selten im Oeuvre eines Künstlers nachvollziehen.
Wenn die Malerin seit 20 Jahren Bildsysteme entwickelt und in ihrer Arbeit Geometrie und Konzept verbunden hat, so gelang ihr mit ihrer künstlerischen Reise nach Sizilien ein weiterer entscheidender Schritt in ihrer Malerei. Es war zur Bildsprache der Künstlerin geworden, Farbrhythmen in einen spielerischen Umgang mit Ordnungssystemen zu bringen und dabei logische wie zufällige Strukturen miteinander zu verbinden und zu einer neuen, individuellen Aussage zu kommen. In diesem spielerisch wie ernsten Umgang mit der Geometrie muss ihre Begegnung mit den Resten islamischer Kunst bei Palermo gesehen werden. Rita Ernst stieß in den Archiven der Stadt auf alte Pläne und Grundrisse islamischer Kultur.
Auf den Spuren der Kalifen, die für 200 Jahre um das Jahr 1000-1200 das kulturelle und intellektuelle Leben im Süden der Insel prägten, entstand der Bild-Zyklus "Progetto Siciliano", dessen Schwerpunkt in unserer Münchner Ausstellung die "Paradiesgärten" bilden. Wenn in diesem Zeitraum, historisch gesehen, längst die Normannen die Herrschaft übernommen und die Kalifen abgelöst hatten, so nahmen die islamischen Intellektuellen und Baumeister am Hof deutlichen Einfluss.
Um Palermo nahmen die Normannen die Gewohnheiten der Kalifen wieder auf und bauten auf deren ehemaligem Jagdgelände eine Parkanlage mit dem schönen Namen (Djannat-al-Ardh) "Paradies der Erde". Ihren Sommerresidenzen, die sie dort nach arabischem Vorbild erbauen ließen, gaben sie eben solche Namen und schmückten deren Umgebung mit Gärten. Allen westislamischen Gärten ist ein streng geometrischer Aufbau, der sich über die Zahl Vier erschließt, und die Achsenspiegelung der Anlage gemeinsam. In der Geometrie der gefundenen Pläne erkennt Rita Ernst eine Verwandtschaft zu ihren eigenen Bildsystemen. Mit einer Art Transkription nutzt sie diese strengen Vorlagen und akzentuiert sie mit farblichen und rhythmischen Strukturen, die sowohl in ihr eigenes logisches System, wie auch die geschichtliche und inhaltliche Bedeutung der "Paradiesgärten" reflektieren.

zurück zur Künstlerseite Rita Ernst


Hier haben wir für Sie einen Informationstext zur Ausstellung von 2001 hinterlegt:

Hanne Weskott: Das Paradies ist streng geometrisch, Süddeutsche Zeitung, 23. April 2001